Keine Angst mehr – XX Musiktheater des Q2 Projektkurses, eine Selbstkritik

AbschlussprojektQ2„Kein schmaler Grat mehr, kein Unten, kein Oben, du hättest während du schliefst alle Grenzen verschoben und all deine Fragen sagten, sie bräuchten dich nicht mehr und du könntest gehen …“ Ist das zu hochtrabend oder philosophisch für Schultheater? Sind Existenzialisten eigentlich noch gefragt? Und dann in dem Zusammenhang?


Keine Ahnung. Aber wenn siebzehnjährige Jugendliche (junge Erwachsene) am Ende ihrer Schulzeit, den Druck der Vorabiturklausuren aushaltend, die Anspannung der bevorstehenden Prüfungen ertragend, die Unsicherheiten am Ende der längsten Phase ihres bisherigen Lebens mit sich selbst ausmachend, entscheiden, innerhalb von vier Wochen fünf verschiedene Bühnenbilder zu bauen und als singende und tanzende Schauspieler auf die Bühne zu gehen, hat das sicher eine Menge mit Entgrenzung zu tun.AbschlussprojektQ2 1
Aber nochmal von vorn: Der Projektkurs in der Q2 ist ein Jahreskurs; er dauert vom Beginn des Schuljahres bis zum Ende der Unterrichtszeit der Jahrgangsstufe Q2 in der letzten Woche vor den Osterferien. Danach kommen die Schülerinnen und Schüler nur noch für ihre Prüfungen in die Schule. Der Unterricht umfasst drei Wochenstunden, die beim aktuellen Kurs in einer Tripleeinheit montags lagen. Ein Projekt endet mit seinem Ergebnis und das Ergebnis ist ein Theaterstück mit Musik. Alles, was damit zusammenhängt, muss vom Kurs und seinen betreuenden Lehrern geplant, erfunden und koordiniert werden. Es gibt also kein Theaterstück, wenn der Kurs es nicht schreibt, es gibt keine Musik, wenn der Kurs sie nicht festlegt, kein Plakat, wenn der Kurs es nicht … und keine Stühle im Saal, wenn der Kurs sie nicht hinstellt.
Planung ist das A und O. Dabei durchläuft ein Projektkurs verschiedene Phasen: den Schauspielkurs, die Stückentwicklung, die Einbindung der Musik, das Proben, die Planung und Durchführung der Probentage für alle Ausführenden, den Bühnenbau, die Endproben an den Wochenenden und schließlich die drei Konzerttage. Es gibt keine Zweitbesetzungen. Gespielt wird mit vollem oder leerem Magen, mit Mittelohrentzündung, Allergie, Migräne in Krieg oder Frieden, Treffen: zwei Stunden vor Aufführung, Programmhefte auslegen, Requisiten auf Position, Einsprechen und Go.
Private Dinge oder Befindlichkeiten haben keinen Platz mehr und müssen warten; Einflüsse von außen richten eher Schaden an, als dass sie nützen, das ist eine Frage des Kontinuums.
In allen Phasen und auf allen Seiten haben sich Fehlplanungen ergeben, teilweise mit weitreichenden Folgen, beispielsweise, wenn ein musikalisches Ensemble über Monate ein Stück probt, während sich der Theatertext im Verlauf der Proben weiterentwickelt und sich dabei gegebenenfalls von der Musik entfernt. Es ist wirklich ziemlich schwierig, das dampframmige „und bitte, Herr Kapellmeister“, unmittelbar vor einer Musiknummer als Übergang zu vermeiden. Denn, so gern wir das auch hätten, außerhalb von Musiktheater, ist es sehr unwahrscheinlich, dass in entscheidenden Momenten unseres Lebens das Licht über einem Chor angeht und vielstimmige Musik erklingt (#unddiechöresingenfürdich).
Wir haben die Grenzen verschoben und unsere Fragen brauchen uns nicht mehr, aber geschlafen haben wir länger nicht. Wir stellen uns vor, wir hätten keine Angst mehr, vor nichts und vor niemand, nie wieder allein; die Erlebnisse der letzten Wochen und Monate sind für immer mit den beteiligten Menschen verknüpft. Wir nehmen sie mit als unsere ganz eigene Inner Richness.
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